arztpraxen 211 aerztinnen DenPhaMedFeminisierung der Medizin

Frauenpower ist selten an medizinischen Fakultäten deutscher Universitäten. Allerdings nur, wenn man auf die Klinikleitung und die Lehrstuhlinhaber schaut. Unter den leitenden Klinikdirektoren verlieren sich weniger als fünf Prozent 5 Frauen während etwa zehn Prozent aller Professuren in weiblicher Hand sind.

Doch wenn man dann schaut, welche Lehrstühle mit Frauen besetzt sind, dann finden sich darunter kaum Flaggschiff-Disziplinen wie Chirurgie, Orthopädie oder Gastroenterologie, wo überall gerade mal eine Professorin an der Spitze steht. Selbst in der Gynäkologie hat bisher eine einzige Lehrstuhlinhaberin die Phalanx der Männer durchbrochen.

Der Anteil habilitierter Frauen spiegelt den obigen Befund wieder: da sind Prozentwerte von oder nahe Null (e.g. Orthopädie, Urologie, Sportmedizin) über die meisten Disziplinen mit Ergebnissen von 2-8% bis hin zu Spitzenwerten über 10% (Anatomie, Cytologie) und mit 30% der Ausreißer KFO zu verzeichnen.


Anderer Blickwinkel – anderes Bild

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Das Bild ändert sich jedoch drastisch, wenn man dem Blick in den Hörsaal richtet. Dort sind die Frauen mittlerweile deutlich in der Überzahl. Das liegt vor allem an den Zugangsvoraussetzungen der Studiengänge begründet. Kamen vor 15 Jahren noch zwei Bewerber auf einen Studienplatz, so steht es heute 5:1. Die Zahlen der Stiftung Hochschulzulassung sprechen eine klare Sprache: Im Wintersemester 2017/18 haben sich 43.184 Kandidaten um 9.176 Plätze bemüht.


Frauen ergattern die meisten NC-Plätze

Das Missverhältnis spiegelt sich in einem traditionell hohen Numerus Clausus. Im Vergabeverfahren werden jedes Jahr 20 Prozent aller Plätze nach NC vergeben. Und da braucht es schon eine 1,0, um sicher zu sein; 1,2 sollte theoretisch reichen, tut es aber meist nicht. Die Hürde nehmen Mädchen deutlich häufiger als Jungen, weswegen sie die Masse dieser Studienplätze ergattern.

"Wenn wir die Frauen nicht hätten, wäre unser System am Ende", wird Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, in den Medien zitiert, denn mittlerweile sind die ehemaligen Medizinstudentinnen längst in großer Zahl in Kliniken und Praxen angekommen Nordrhein-Westfalen verzeichnete in den vergangenen 10 Jahre einen 60-prozentigen Anstieg hauptamtlich tätiger Ärztinnen. Die Situation dürfte in den anderen Kammerbezirken nicht anders sein.


Teilweise verfassungswidrig: das aktuelle NC-Verfahren t

arztpaxen 211 aerztinnen verfassungswidrig nc verfahren DenPhaMedVeränderungen, aber sicher nur in Tendenzen, dürfte Ende dieses Jahres zu erwarten sein, denn bis dahin haben die Gesetzgeber im Bund und den Ländern Zeit, Änderungen für das Zulassungsverfahren auszuarbeiten, denn das Bundesverfassungsgericht hat das derzeitige Vergabeverfahren für Medizin-Studienplätze mit dem Grundrecht auf freie Ausbildungswahl nur teilweise vereinbar erklärt und zahlreiche Änderungen angemahnt.

Insbesondere müssten Eignungsgespräche an Universitäten bundesweit in "standardisierter und strukturierter Form" stattfinden, um für alle Studierenden Chancengleichheit zu gewährleisten.

(AZ: 1 BvL 3/14 und 1 BvL 4/14)